Projekt „RMTMO-RI“ – Eine Großforschungsinfrastruktur am Oberrhein
Die zweite Gesprächsrunde hatte das Leuchtturmprojekt der TMO „RMTMO-RI – eine Großforschungsinfrastruktur am Oberrhein“ zum Thema. In seinem Grußwort hat Prof. Michel Deneken, Präsident der Universität Straßburg, von der Anzahl an der Universität Straßburg entstammenden Nobelpreisträgern untermauert, die Exzellenz des Forschungsstandort Straßburg dargelegt. Dabei sei die grenznahe Lage Straßburgs und deren Wertschätzung durch die Politik von größter Bedeutung.
„Die Stadt Straßburg ist vom Bild einer grenzüberschreitenden und zukunftsweisenden Universität geprägt.“ Michel Deneken
Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Herrn Dr. Michael Overdick, Technology Manager bei der SICK AG. Referiert haben Frau Prof. Dr. Catherine Florentz, erste Vizepräsidentin und Vize-Präsidentin für Forschung und Doktorandenausbildung der Universität Straßburg und Herr Prof. Dr. Thomas Hirth, Vizepräsident von Eucor –The European Campus und Vizepräsident für Innovation und Internationales des Karlsruher Instituts für Technologie.
„Wir können nur dann eine europäische Führungsrolle übernehmen, wenn wir auf unseren Stärken aufbauen.“ Catherine Florentz
Als Einstieg in die Thematik hat Frau Prof. Florentz die Projektziele und den Projektablauf kurz vorgestellt. Zu Beginn des Projekts wurde ein Inventar der innerhalb der regionalen Hochschulen vorhanden Forschungsinfrastruktur erstellt und analysiert. Deren Analyse zeigt auf, was am Oberrhein fehlt und in welche Richtung die Folgearbeiten gehen sollen.
„Unsere Verantwortung, die richtige Wahl bezüglich einer zukünftigen Infrastruktur zu treffen ist enorm.“ Catherine Florentz
Der Inhalt der Bestandsaufnahme wird anschließend in eine Datenbank erfasst werden, die es den Wissenschaftlern und Unternehmen der TMO ermöglichen wird, sich ein umfassendes Bild der Forschungsinfrastruktur am Oberrhein zu machen. Schließlich wird ein Entwicklungsplan für Forschungsinfrastruktur erstellt, der die Ansiedelung einer Großforschungsinfrastruktur in der TMO in Betracht ziehen wird. Dabei wird angestrebt, Stärken so auszubauen, dass der Oberrhein als führende Region in einem bestimmten Forschungsgebiet positioniert werden kann. Bei all diesen Überlegungen ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und die Transparenz gegenüber der Gesellschaft sowie die Vereinbarkeit mit deren Werten und Erwartungen von höchster Bedeutung, was alle Referenten unterstrichen haben.
„Wir müssen die Gesellschaft mitnehmen. Wir, Wissenschaft und Wirtschaft, müssen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern noch weiter verbessern und zeigen, was wir tun – und wie es der Gesellschaft nützt.“ Thomas Hirth
Nach der Einführung haben Frau Prof. Florentz und Herr Prof. Hirth die ersten Ergebnisse des Projekts vorgestellt. Unter der Leitung der Universität Straßburg hat die Arbeitsgruppe „Science“ des Projekts RMTMO-RI die aktuelle Ausstattung der Partnereinrichtungen an Forschungsinfrastruktur analysiert. 30 Forschungsinfrastrukturen und 40 zentrale Forschungseinrichtungen (sog. „Core Facilities“) existieren heute am Oberrhein. Diese verteilen sich auf die Themenfelder Hochleistungsrechner, Key Enabling Technologies (z.B. Mikro- und Nanotechnologie, Materialsynthese…), Life Science und Life Science Technologies (z.B. Genomics, biomedizinische Bildgebung, Strukturbiologie,…). Die meisten Infrastrukturen und zentralen Forschungsinfrastrukturen am Oberrhein werden in den Bereich Materialsynthese und -charakterisierung eingeordnet. Auch in der biomedizinischen Bildgebung sind viele Forschungsinfrastrukturen und zentrale Forschungseinrichtungen am Oberrhein angesiedelt.
„Am Oberrhein leben wir in einer fantastischen Region mit vielen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Dieses Potenzial müssen wir noch besser ausschöpfen.“ Thomas Hirth
Die Arbeitsgruppe „Technologie“ des Projekts RMTMO-RI wird vom KIT geleitet und hat 40 innovative Unternehmen interviewt und anschließend 3 Workshops mit ca. 20 Teilnehmern durchgeführt. Die Interviews hatten zum Ziel, Kontakte mit Unternehmen zu knüpfen und herauszufinden, unter welchen Bedingungen Unternehmen gemeinsame Forschungsinfrastrukturen nutzen würden, welche Art von Forschungsinfrastruktur für die Unternehmen am interessantesten ist und welche allgemeinen Trends Unternehmen momentan folgen.
„Wir streben eine starke Partnerschaft mit den regionalen Unternehmen an.“ Catherine Florentz
Die drei wichtigsten Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Unternehmen Forschungsinfrastrukturen nutzen, sind laut der Umfrage der einfache Zugang für externe Partner, eine kurze Reaktionszeit seitens der Universitäten und das Schaffen von Forschungsverbünden und Partnerschaften. Darüber hinaus hat die Umfrage ergeben, dass Räume für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Universitäten und Investoren den für Unternehmen wichtigste Bestandteil gemeinsamer Forschungseinrichtungen darstellen, gefolgt von Rechenkapazitäten für Forschung im Bereich Big Data, Künstliche Intelligenz und Machine Learning sowie Versuchsinfrastrukturen. In Bezug auf allgemeine Branchentrends wurde die Digitalisierung am häufigsten genannt. Platform economy, cloud und softwarebasierte Geschäftsmodelle standen an zweiter Stelle. An dritter Stelle standen mit der gleichen Anzahl an Nennungen die Minimierung sowie minimal-invasive individualisierte Medizin.
„Wenn ein Unternehmen zu uns kommt, dann wollen die kein wissenschaftliches Projekt. Sie wollen die Lösung ihres Problems.“ Thomas Hirth
Anschließend an die Umfrage, hatten die Workshops zum Ziel durch strukturiertes Brainstorming Ideen für eine zukünftige Forschungsinfrastruktur zu entwickeln. Im Rahmen dieser Workshops wurde herausgearbeitet, dass die neue Forschungsinfrastruktur existierende Strukturen nicht duplizieren sollte, sondern modular und dezentral aufgestellt sein sollte. Darüber hinaus sollte der Zugang möglichst einfach gestaltet und die Bürokratie auf ein Minimum beschränkt sein. Die Forschungsinfrastruktur soll Raum zum Treffen von Partnern, sowie klare Regeln zum Umgang mit geistigem Eigentum bieten. Durch ihren modularen Aufbau fügt sich die zukünftige Forschungsinfrastruktur außerdem in eine regionalentwicklerische Logik ein und unterstützt eine gemeinsame Vision für den Oberrhein als neuartiger Innovations-, Arbeits- und Lebensraum.
Zum Abschluss der Gesprächsrunde wurde im Austausch mit dem Publikum die Forderung gestellt, die weitere Entwicklung der Forschungsinfrastruktur innerhalb der TMO in die Strategie 2030 der TMO zu verankern und Kofinanzierung seitens der regionalen Verwaltungen zu sichern.
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