„Wissenschaft als Schnittstelle oder im Kreuzfeuer?“
„In Baden-Württemberg haben wir viele erfolgreiche Modelle für Technologietransfer – in jedem Tal sitzt ein Weltmarktführer. Da muss man sich überlegen: was haben die richtig gemacht und wie kann mit Hochschulen zusammen gearbeitet werden?“ Ulrich Steinbach
In Bezug auf den Beitrag der Forschung zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen kam unter anderem die regionale Wirtschaftsstruktur zur Sprache. So haben die politischen Vertreter aus dem Elsass und Baden-Württemberg die Bedeutung des Zusammenspiels zwischen Forschung und der lokalen Industrie, insbesondere des Mittelstands hervorgehoben. Diese Art der Innovation habe laut der Referenten den besten Einfluss auf eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der TMO.
„Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen öffnen sich zunehmend. Man kann sich aber nicht durch One-Shot Aktivitäten kennenlernen. Man muss von seinen Erfolgen und Misserfolgen leben.“ René Ohlmann
Hinsichtlich Anforderungen aus Wirtschaft und Politik gegenüber Hochschulen wiesen die Referenten darauf hin, dass der Wissens- und Technologietransfer als eine Kernaufgabe der Hochschulen betrachtet wird. Dies wird seitens der Hochschulen zwar begrüßt, allerdings müssen dafür auch Mittel freigesetzt werden. Neben Lehre und Forschung haben Wissenschaftler wenig Zeit, sich dem Wissens- und Technologietransfer zu widmen. Wenn jedoch speziell dazu abgestellte Personalressourcen vorhanden sind, die den Wissens- und Technologietransfer vorantreiben, können erhebliche Fortschritte gemacht werden.
„Technologietransfer und Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen muss konkretisiert werden und sich beiderseits des Rheins im Alltag verankern.“ Rémy Sadocco
Außerdem wurde die besondere Verantwortung der Wissenschaftsakteure für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein hervorgehoben. Deren langjähriges Engagement für das Zusammenwachsen der Region zeigt sich unter anderem in den vielzähligen Projekten bezüglich der Entwicklung gemeinsamer Studiengänge, gemeinsamer Forschungsprojekte und Transferaktivitäten.
„Die Hochschulen haben eine besondere Verantwortung bezüglich des europäischen Integrationsprozesses. Wir bilden europäische Bürgerinnen und Bürger aus. Am Oberrhein sind wir da in einer privilegierten Situation, denn im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit können wir lokal international agieren.“ Marc Renner
Vor allem der Verbund der Universitäten „Eucor-The European Campus“, treibt die wissenschaftliche Zusammenarbeit gezielt vorantreibt. Diese Dynamik wurde durch die Gründung der Hochschulallianz „TriRhenaTech“ 2014 weiter gestärkt. Insbesondere die Weiterentwicklung von EUCOR-The European Campus zu einer der ersten Europäischen Universitäten zeigt den stetigen Fortschritt dieser langjährigen Kooperation.
Auch die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit am Oberrhein für Rheinland-Pfalz kam zur Sprache. Obwohl sich nur ein kleiner Teil des Landes am Oberrhein befindet, sind die verschiedenen Akteure an vielzähligen Projekten beteiligt. Insbesondere die Universität Koblenz-Landau bringt sich mit vielen Projekten ein, aber auch die Universität Speyer sowie die Hochschulen Trier und Kaiserslautern sind in der grenzüberschreitenden Kooperation in der TMO aktiv.
„Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit müssen genutzt werden und gemeinsame Promotionen müssen jetzt ermöglicht werden. Auch in der Zusammenarbeit bezüglich Mobilität, die einen wichtigen Faktor der Regionalentwicklung darstellt, waren wir noch nie so weit wie heute.“ Werner Schreiner
Zum Abschluss der Diskussionsrunde kamen zwei Themenfelder zur Sprache, in denen die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft im Zentrum steht und die auch für die Gesellschaft am Oberrhein hochaktuelle Themen darstellen: künstliche Intelligenz und die Konversion des Areals des aktuellen Atomkraftwerks Fessenheim, nach dessen Stilllegung.
„Deutschland und Frankreich sind in Bezug auf künstliche Intelligenz im Weltmaßstab kleine Player. Deshalb müssen wir uns mit unseren europäischen Partnern so verbinden, dass wir gemeinsam Gewicht haben. In Baden-Württemberg schauen wir da natürlich auf unsere Nachbarn links des Rheins.“ Ulrich Steinbach
Künstliche Intelligenz wird momentan allerorts diskutiert und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich ist bereits fester Bestandteil der Strategie Künstliche Intelligenz des Bundes. Auch im Elsass, in Baden-Württemberg und auf grenzüberschreitender Ebene am Oberrhein ist das Thema von größter Bedeutung und sind viele Aktivitäten bereits im Gange. Darüber hinaus wird künstliche Intelligenz als Schwerpunktthema in die Strategie 2030 der Säule Wissenschaft der TMO einfließen.
„Mir scheint es wichtig, die KI einzugrenzen und klar zu definieren. Anschließend muss die Verantwortung der Wissenschaft hervorgehoben werden und der Schutz der Bürgerinnen und Bürger an erster Stelle stehen.“ Josha Frey
Bezüglich der momentan laufenden Ausarbeitung eines Regionalentwicklungsplans für das Areal des Atomkraftwerks Fessenheim bestand auch im Publikum reges Interesse. Insbesondere wurde die Rolle der Universität Haute-Alsace in Mulhouse hervorgehoben, die im Rahmen des Projekts Juxta-Rhenum eine territoriale sozialökonomische Begleitstudie erstellt, die in den Prozess einfließt.
„Ressourceneffizienz und Energiewende sind die großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Die TMO ist da sehr gut aufgestellt und kann eine Vorreiterrolle spielen.“ Marc Renner